Zeitzeugenarchiv der Minsker Geschichtswerkstatt

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Becher Bruno

Becher Bruno

Gruppe 
Rassistisch Verfolgte (Jude/Jüdin)
Herkunftsland 
Deutschland
Geburtsort 
unbekannt
Bildung 
Dr.
Beruf 
Zahnarzt
Deportationsdatum 
1941 November 8
Unterbringung/Inhaftierung 
unbekannt
Schicksal 
Todesdatum und -umstände unbekannt
Berichtsart 
Familiengeschichte

Dr. Bruno Becher, geb. 12.12.1894, deportiert am 8.11.1941 nach Minsk

Herta Becher, geb. Klein, geb. 16.6.1906, deportiert am 18.11.1941 nach Minsk

Ruth Becher, geb. 3.4.1937, deportiert am 18.11.1941 nach Minsk

Werner Becher, geb. 22.7.1932, deportiert am 18.11.1941 nach Minsk

"Sie haben ein Schild zu führen, das auf blauem Grund einen gelben Kreis mit blauem Davidsstern zeigt. Dieses Zeichen ist auch auf Rezepten, Briefbogen usw. zu führen. Auf dem Schild und den genannten Papieren ist außerdem der Vermerk ,Zugelassen zur Behandlung jüdischer Zahnkranker’ deutlich sichtbar anzubringen" lautet der Absatz 6 der "Gestattung der Wiederaufnahme der Berufstätigkeit" für Dr. med. dent. Bruno Becher am 9. August 1940.

Bruno Becher war 1927 in die Jüdische Gemeinde eingetreten. Er wohnte Oben Borgfelde 68 und hatte ein gutes Einkommen als Zahnarzt. Seine Praxis lag in der Vierländerstraße 104, Billwärder Ausschlag. Seine Eltern, Isidor und Cäcilie, geb. Cohn, waren schon seit 1922 Gemeindemitglieder. Isidor führte eine Papier- und Buchhandlung. Er starb am 11. Juli 1938, seine Frau Cäcilie ein Jahr danach. Beim Novemberpogrom 1938 versteckte sich Bruno Becher bei Freunden, bis die Verhaftungswelle endete. Sein Bruder Heinrich, geb. 10.7.1888 in Wongrowitz, war Arzt. Er emigrierte im März 1939 mit seiner Frau und ihren beiden Kindern nach Palästina.

Bruno Becher heiratete Herta, geb. Klein, geb. 16.6.1906 in Recklinghausen. Am 22.7.1932 wurde ihr Sohn Werner Adolf geboren. 1935 zogen Bechers in den Horner Weg 49. Dort kam am 3.4.1937 ihre Tochter Ruth Mirjam zur Welt. In dem Jahr begann auch Bruno Bechers Einkommen zu sinken, was den Umzug in die Hansastraße 55 zur Folge hatte. Bruno Becher musste Pflichtarbeit leisten und erhielt dafür 159,– RM. Um seine Miete zu reduzieren, vermietete er ein Zimmer an Adele Klein, die früher ebenfalls in Hamm wohnte. Ein Vetter Herta Bechers schickte ihnen zur Unterstützung 500,– RM aus Chile.

In Erwartung, seinen Beruf wieder ausüben zu können, eröffnete Bruno Becher im August 1940 bei der Dresdner Bank ein Konto für berufliche Zwecke. Tatsächlich durfte er wieder praktizieren. Doch schon am 8. November 1941 wurde er nach Minsk deportiert. Herta Becher folgte mit den Kindern 10 Tage später nach.

© Hildegard Thevs

Diese Biographie entstand im Rahmen des Projektes „Stolpersteine in Hamburg – biographische Spurensuche“ unter Leitung von Dr. Rita Bake (Landeszentrale für politische Bildung, Hamburg) und Dr. Beate Meyer (Institut für die Geschichte der deutschen Juden, Hamburg).