Tragödie meiner Familie in der Tragödie unseres Volkes. Jakow Wladyssik
Wiktor Schadurski, 2. Studienjahr, Fakultät für Geschichte, Belarussische Staatliche Universität
In meiner Familie wurde ebenso wie in vielen belarussischen Familien oft vom Krieg gesprochen. Mir erzählte davon mein Großvater Gennadi Shadurski. Meine Großmutter Nadeshda Wladyssik erinnerte sich an die schweren Jahre während der deutschen Besatzung. Großmutter Nadja, die im Juni 1941 kaum älter als sieben Jahre war, musste unmenschliches Leid durchmachen [6]. Das Dorf, in dem sie in der Kriegszeit lebte, wurde nur durch ein Wunder gerettet.
Meine Großmutter überlebte ebenso wie ihre Mutter Sofija. Aber der Vater meiner Großmutter, mein Urgroßvater Jakow Wladyssik, verbrannte im Feuer des Krieges. Aus der Chronik „Pamjat“ wissen wir, dass sein Lebensfaden im Todeslager Trostenez abgeschnitten wurde [5, S. 457]. Das tragische Schicksal meines Urgroßvaters teilte auch sein Sohn, der Bruder meiner Großmutter. Er hieß ebenso wie ich Wiktor, wurde liebevoll Witja genannt und so blieb er uns auch für immer in Erinnerung.
Ich habe vielmals den Erzählungen meiner Großmutter über das tragische Schicksal ihres Vaters und ihres Bruders zugehört und mir wurde bewusst, dass ich die Lebensgeschichte meines Urgroßvaters erforschen muss. Der Wettbewerb „NS-Vernichtungsorte in Belarus und ihre Opfer“ bot mir eine gute Gelegenheit, um die Geschichte meiner Vorfahren und ihrer moralischen Heldentat festzuhalten.
Mein Urgroßvater Jakow wurde 1890 im Dorf Nowosjolki, Gouvernement Minsk (Begriff der Verwaltungsgliederung des Russischen Reiches bis 1917), in einer gewöhnlichen belarussischen Bauernfamilie geboren. Seine Eltern Leonti (Ljawon) und Anastassija wollten, dass alle ihre fünf Kinder eine Bildung erhielten. Und so, wie meine Großmutter Nadeshda und ihre Cousine Sinaida Wladyssik erzählten, machte der Bruder des Urgroßvaters eine Ausbildung zum Arzthelfer und der andere Bruder arbeitete als Buchhalter. Aus diesen Erzählungen erfuhr ich auch, dass der Urgroßvater selbst vor der Heirat Dorfkinder unterrichtet hatte.
Nach der Hochzeit mit meiner Urgroßmutter Sofija baute der Urgroßvater ein Haus im Weiler Mariampol. An diesen Namen konnte sich meine Großmutter nicht erinnern, erst eine Auskunft des Nationalen Archivs der Republik Belarus half mir weiter [4]. 1939 musste die Familie infolge der sowjetischen Agrarpolitik (Kollektivierung und Auflösung von Weilern) ihr Anwesen verlassen und ins Nachbardorf Gotowino (20 Kilometer von Minsk entfernt) umziehen. Der Urgroßvater und die ganze Familie mussten sich ein neues Haus bauen. Ein großer Schicksalsschlag im Leben der Familie vor dem Krieg war der Tod von ihren drei neugeborenen Söhnen.
Insgesamt hatten meine Urgroßeltern acht Kinder: fünf Jungen (Fjodor, Wladimir, Wiktor, Michail, Iwan) und drei Mädchen (Walentina, Lidija und meine Großmutter Nadeshda).
Die Eltern bemühten sich, ihre Kinder im christlichen Geist zu erziehen und sie an die schwere Bauernarbeit zu gewöhnen. Meine Großmutter erinnerte sich: „Die Eltern arbeiteten viel und wir Kinder bemühten uns, auch ihnen zu helfen, erledigten alle Aufträge der Eltern. Die älteren Brüder arbeiteten mit dem Vater auf dem Feld. Sie konnten alles, was erwachsene Männer machen mussten: pflügen, eggen, mähen. Die Jüngeren halfen auch im Haushalt je nach Kräften und Fähigkeiten. Meine Schwester und ich, als wir noch Vorschulkinder waren, wischten den Fußboden, machten im Haus sauber, weideten die Kühe und Schafe. Der Vater konnte Stiefel anfertigen und Bastschuhe flechten. Die Mutter nähte Kleidung. Unsere Familie war fleißig“ [1, S. 6].
In den Erzählungen der Großmutter Nadeshda werden zahlreiche Szenen aus dem Vorkriegsleben ihrer Familie, das zwar schwierig, aber doch auf seine Art und Weise glücklich war, geschildert. Das war vor allem Urgroßvater Jakow und Urgroßmutter Sofija zu verdanken. Der Urgroßvater verkörpert für mich einen echten belarussischen Bauern: arbeitsam, wirtschaftlich, gutmütig. Nach einem schweren Arbeitstag auf dem Acker und den Mühen des Alltags holte der Urgroßvater oft seine Geige und schöne Klänge füllten das Haus.
Leider musste die Familie, die sich um ein warmes und gemütliches Heim bemühte und dabei schwere Arbeit, Krankheiten und Ungerechtigkeit zu ertragen hatte, bald in viel schrecklicheren Umständen leben. Am 22. Juni 1941 zerstörte der brutale und gnadenlose Krieg das friedliche Leben sowjetischer Menschen.
Jeder Mensch muss auf seinem Lebensweg mehrmals Entscheidungen treffen. Wie kann man in der schwierigsten Situation, den Tod im Rücken, Mensch bleiben? Im Krieg musste man diese Frage fast tagtäglich beantworten. Auch mein Urgroßvater Jakow musste sich Entscheidungen stellen. Die Besatzung, wie die Zeitzeugen mir erzählten, bedeutete ein Leben, stets von Angst, Hunger, Kälte und Krankheiten erfüllt. Man könnte glauben, in allen seinen Gedanken und Handlungen würde der Mensch einem einzigen Trieb, dem Selbsterhaltungstrieb, gehorchen, nach Verstecken suchen, nach Rettung für sich selbst und seine Familie. Aber was soll man tun, wenn man im Roggen neben dem Dorf auf einen schwer verwundeten Rotarmisten stößt und versteht, dass man den Soldaten zum Tode verurteilt, wenn man ihn da liegen lässt? Nimmt man ihn aber zu sich nach Hause, so bringt man seine Angehörigen in Lebensgefahr. Wenn die Deutschen ihn finden, erschießen sie alle, verschonen nicht einmal die kleinen Kinder! Mein Urgroßvater Jakow wollte nicht gegen sein Gewissen handeln und folgte der Stimme des Herzens: Meine Urgroßeltern brachten den Rotarmisten zu sich nach Hause und versteckten ihn in der Scheune. Großmutter Nadja erinnert sich: „Mutti hat ihm die Wunden verbunden. Dann holte der Vater den Arzt aus dem Ort. Als es dem jungen Mann besser ging, bat er ihn in sein Heimatdorf Wolkowschtschina, 10 Kilometer von Gotowino entfernt zu bringen.“ Das war gefährlich, denn der Weg führte durch ein Dorf, in dem sich die deutsche Kommandantur befand. Das bedeutete, dass jeder Vorbeikommende streng kontrolliert werden konnte. Der Urgroßvater spannte das Pferd ein, legte den Burschen auf den Wagen und deckte ihn mit Stroh zu. Darauf setzte er seine Tochter Walentina. Glücklicherweise lief alles glimpflich ab, der Wagen mit Heu fiel den Deutschen nicht auf und der Verwundete kam nach Hause. Großmutter Walentina erzählte, dass die Angehörigen des Burschen sehr froh waren und dem Vater für die Rettung herzlich dankten [1, S. 18].
In dieser Zeit hielten sich versprengte Rotarmisten im Wald nicht weit von Gotowino versteckt. Nachts kamen sie in die umliegenden Dörfer und baten um Essen. Meine Urgroßeltern konnten nicht tatenlos zusehen und halfen den Soldaten, wie sie nur konnten. Die Großmutter erinnert sich: „Ich weiß noch, wie ein Soldat sagte: „Liebe Frau, Sie haben ja so viele Kinder in der Familie und Sie geben auch noch uns zu essen.“ [1, S. 18]. Später wurde die Gefahr, von den Deutschen entdeckt zu werden, für die Rotarmisten zu groß, als dass sie sich noch ins Dorf gewagt hätten. Dann kochte meine Urgroßmutter Sofija Suppe und ließ ihre Töchter Nadja und Walentina einen ganzen Eimer davon in den Wald tragen. Einmal steckten die Rotarmisten als Dank eine Soldatendecke in den Eimer. Auf dem Rückweg fand Nadja ein Schiffchen mit rotem Stern und setzte es auf. Am Waldrand begegneten die Mädchen Deutschen. Den Schwestern versagte die Stimme vor Angst, aber die Faschisten beachteten glücklicherweise weder die Decke noch das Schiffchen.
Einmal forderten die Deutschen, dass die Dorfbewohner einen Ältesten wählten. Als der frühere Dorfsowjetvorsitzende Andrei Adamowitsch meinen Urgroßvater als Kandidaten vorschlug, wurde dies von allen Bewohnern unterstützt. Die Dorfbewohner wussten ja genau, dass der Dorfälteste sie schützen sollte, und sie hätten sich nie einen unanständigen Menschen für dieses Amt gewünscht. Als Ältester übermittelte der Urgroßvater Informationen an Partisanen, half Rotarmisten sich unter falschen Namen in der deutschen Kommandantur anzumelden. Großmutter Nadja erinnerte sich: „Nachts sind oft Partisanen zum Vater gekommen. Die Mutter hat dann die Fenster mit Decken verhängt, damit niemand im Dorf sehen konnte, dass wir Besuch hatten. Ich weiß noch, wie die Partisanen gewöhnlich gefragt haben: «Vater, was hört man im Dorf?“ [1, S. 20].
Jeder Tag während des Krieges war für die Familie meines Urgroßvaters Jakow mit Gefahren und Angst erfüllt. Trotzdem kämpften die Erwachsenen sowie die Kinder gegen die Besatzer, wie sie nur konnten. Großmutters Bruder Witja sammelte in der Umgebung Waffen auf und übergab sie den Partisanen. Seine Funde verbesserten die Waffenausstattung der Einheit wesentlich und die Partisanen waren ihm dafür sehr dankbar. Die Großmutter erzählte, dass ihr Bruder dann ohne Zustimmung der Eltern (weil er wusste, dass sie es ihm nicht erlauben würden) in den Wald ging und sich der Partisaneneinheit anschloss. In der Einheit blieb Witja aber nicht lange. Im Winter wurde er ernsthaft krank und man brachte ihn wieder nach Hause. Die Großmutter hörte, wie die Partisanen dabei ihren Eltern erzählten, wie nützlich die von Witja gesammelten Waffen für sie waren.
Mit der Zeit verschlechterte sich die Lage nur. Einige Dörfer, die um Gotowino herum lagen, wurden samt ihren Bewohnern verbrannt: Solomoretschje, Kolonizy, Bulaschi, Wyschkowo. Die Menschen aus diesen Orten, die durch Wunder dem Tod entgangen waren, fanden in Gotowino Zuflucht und erzählten von den Gräueltaten der Nazis.
Das Dorf Gotowino wurde bis zum 2. März 1944 verschont. Den Tag der Tragödie konnte ich aufgrund der Archivdokumente ermitteln. In der Registerkarte von Wladimir Wladyssik, dem Bruder meiner Großmutter, die in Deutschland ausgefüllt wurde, steht, dass er von den Deutschen am 2. März 1944 im Dorf Gotowino wegen Beziehungen zu Partisanen verhaftet worden sei [3]. Dieses Datum hinterließ eine Wunde in unserer Familiengeschichte, die für immer bluten wird. An dem Tag entdeckte das deutsche Strafkommando eine Sprengladung in einem Heuhaufen in der Nähe unseres Dorfes. Es wurde beschlossen, Gotowino wegen Beziehungen zu Partisanen zu vernichten. Das Dorf wurde umzingelt, niemand schaffte es, in den Wald zu fliehen. Die Familie meines Urgroßvaters litt an Fleckfieber. Die Urgroßmutter befürchtete, dass die Deutschen, wenn sie die Bettlägerigen sehen, das Haus anzünden, und ließ die Kinder aus dem Bett steigen.
Die Faschisten trieben alle Bewohner an den Dorfrand und bereiteten sich bereits auf die Erschießung vor. In diesem Augenblick sahen die Menschen auf der Straße, die aus dem Nachbarort Jusefowo nach Gotowino führte, einen Reiter, der ein weißes Tuch schwenkte. Dieser Mann hieß Heinrich Rauch, er war Deutscher, Offizier aus der nächsten Garnison. Warum wollte er das belarussische Dorf retten? Was waren seine Beweggründe? Wahrscheinlich war es die Erinnerung daran, dass er Mensch ist. Und einem Mensch sollte das Tierische fremd sein. Von den damaligen Geschehnissen weiß ich nicht nur von meiner Großmutter Nadja, sondern auch aus den Erinnerungen ihrer Nachbarn aus dem Dorf, Lidija Adamowitsch und Ewgeni Rabuschko. Lidija Adamowitschs Erinnerungen wurden im Buch „Krieg und Erinnerung an den Krieges 1941–1945: lebende Zeugnisse von Belarus“, von der Geschichtswerkstatt Minsk herausgegeben und veröffentlicht [2, S. 16].
So wurde das Dorf vor der Zerstörung gerettet. Die Deutschen ließen die Frauen und Kinder nach Hause gehen, die Männer und Jugendlichen aber mussten nach Minsk ins Gefängnis marschieren. Zu diesem Sammeltransport gehörten auch mein Urgroßvater und zwei von seinen Söhnen, Wladimir und Witja. Der jüngere, Witja, durfte eigentlich als Kind nach Hause gehen, aber er lehnte es ab. Aus der Erzählung meiner Großmutter Nadja weiß ich, dass Urgroßmutter Sofija Brot und Zwieback für ihren Mann und ihre Söhne ins Gefängnis nach Minsk brachte. Dafür musste sie jedes Mal einen Weg von einigen Dutzend Kilometer zurücklegen. Etwas später schickten die Deutschen Großmutters älteren Bruder Wladimir aus dem Gefängnis zu Zwangsarbeiten nach Deutschland. Er überlebte und kehrte nach der Befreiung in die Heimat zurück. Urgroßvater Jakow und Witja blieben bis Ende Juni in Haft.
Am 29. Juni 1944, als die Faschisten schon wussten, dass die sowjetischen Truppen die Stadt bald zurückerobern, wurden alle Gefängnisinsassen ins Konzentrationslager Trostenez (Fälschliche, aber doch seit der Sowjetzeit oft vorkommende Definition der Vernichtungsstätte Trostenez) gebracht. Trostenez war das viertgrößte Konzentrationslager Europas, das seit Herbst 1941 funktionierte, ein Ort, wo die Ermordung von Menschen wie am Fließband organisiert wurde. Das belarussische Dorf Trostenez (Der richtige Name des Dorfes ist Malyj Trostenez (also „Klein-Trostenez“), denn in einer Entfernung davon gab es noch das Dorf Bolschoj T. („Groß-Trostenez“)) musste seinen Namen einer wahren Todesmaschinerie leihen.
Ich werde von Emotionen überwältigt, wenn ich mir vorstellen will, was meine Verwandten in den letzten Minuten ihres Lebens gefühlt haben. Ich will es mir vorstellen, doch es geht nicht, weil einer, der diese Tragödie nicht miterlebt hat es sich unmöglich vorstellen kann!!! Eine gewöhnliche Dorfscheune wurde für meine Verwandten zu Golgatha, wo sie einen Märtyrertod sterben mussten, und zusammen mit ihnen weitere 6.500 unschuldige Menschen.
Am 3. Juli befreite die sowjetische Armee Minsk. Die Familie meiner Großmutter hielt sich zusammen mit den Nachbarn aus dem Dorf in dieser Zeit im Wald versteckt. Dass Minsk schon befreit sei, erfuhren die Menschen von zwei jungen sowjetischen Soldaten. Diese teilten mit, dass die Deutschen Minsk aufgegeben hätten und die Menschen keine Angst mehr zu haben brauchen. Der verwünschte Krieg war für sie endlich vorbei!
Als sie von der Befreiung von Minsk erfuhr, ging Urgroßmutter Sofija in die Stadt. Da fand sie heraus, dass die Faschisten die Häftlinge aus dem Minsker Gefängnis vor dem Rückzug nach Trostenez geschickt und dort ermordet hatten. Die Urgroßmutter beschloss, nach Trostenez zu gehen: nicht mehr in der Hoffnung, die Liebsten lebend vorzufinden, sondern mit dem Wunsch, wenigstens ihre Leichen würdig zu begraben. Man konnte sich dem Lager unmöglich nähern, so schrecklich roch es da. Es war eine Erschütterung, ein Schock für meine Urgroßmutter, als sie verkohlte Menschenkörper und mit Leichen überfüllte Gräben erblickte. Nach Hause zurückgekehrt, musste sie sehr lange weinen … [1, S. 41].
Gott hatte meine Urgroßmutter Sofija mit einem kolossalen Willen und Geistesstärke ausgestattet. Als die Familie ihren Ernährer verlor, musste sie alle Sorgen auf ihre Schultern laden. Und sie hat standgehalten! Nach einer Weile kamen die beiden Söhne aus der deutschen Sklaverei zurück. Die Familie hatte einen schweren und langen Weg vor sich, aber man erholte sich nach und nach, gewann Boden unter den Füßen. Hauptsache, sie lebten. Und das Leben hatten sie ihrem Vater zu verdanken. Dank meinem Urgroßvater Jakow konnte dann auch ich das Licht der Welt erblicken!
Leider gibt es in unserer Familie kein einziges Foto von Urgroßvater Jakow und seinem Sohn Witja. Während des Krieges sind alle Dokumente und Bilder verlorengegangen. Die Großmutter erzählte, dass die Geburtsurkunden nach dem Krieg neu ausgestellt werden mussten. Da die Urgroßmutter die Geburtstage ihrer Kinder nicht mehr genau kannte, steht nun in der Geburtsurkunde meiner Großmutter Nadja: geboren in der ersten Jahreshälfte 1934. Später, als die Großmutter den Personalausweis bekommen musste, dachte sie sich selbst einem Geburtstag aus: 15. März 1934 [6].
Am 5. November 2017, als die Christen unterschiedlicher Konfessionen den Gedenktag für die verstorbenen Vorfahren begangen, machten wir als ganze Familie einen Ausflug zur Gedenkstätte Trostenez. Die Sonne schien, wie es selten im Herbst vorkommt, aber es war einem sehr traurig zumute. Die Skulptur „Pforte der Erinnerung“, lakonische Aufschriften auf den Tafeln in der Gedenkstätte, ein bescheidener Obelisk an der Stelle der zusammen mit den Menschen verbrannten Scheune, ließen mich spüren, dass hier Menschen vor einigen Jahrzehnten für andere Menschen die Hölle geschaffen haben!
Wissen Sie, zu welchem Schluss ich gekommen bin, während ich an meinem Essay geschrieben habe? Sie haben meine Verwandten in jener Scheune nicht umbringen können! Ein Mensch stirbt ja nicht in dem Augenblick, wenn sein Leben auf Erden aufhört. Der wahre Tod kommt erst, wenn diejenigen ihn vergessen, für die er gelebt hat …
„Ihr lebt in meiner, in unserer Erinnerung weiter!“, sage ich.
Quellenverzeichnis
Vladysik, N. Ja., Nadežda. Minsk 2014.
Naumenko, I. I., Kozak, K. I. (Hrsg.), Vojna i pamjat' vojny 1941–1945 gg.: živye svidetel'stva Belarusi. Minsk 2015.
Staatsarchiv des Gebiets Minsk. F. 1717, op. 1, d. 21719, l. 1.
Nationalarchiv der Republik Belarus. F. 30, op. 2, d. 6274, l. 137.
Pamjac': Hist.-dakum. chronika Minskaha raёna. Minsk 1998.
Geburtsurkunde von Vladysik, Nadežda Jakovlevna.